Pädagogische Fachkräfte trinken nicht nur Kaffee?

„Die Jugend von heute“ – die führen zwar viele im Munde, es gibt sie aber nicht. Junge Menschen sind so unterschiedlich wie Erwachsene eben auch. Entsprechend verschieden sind auch ihre Bedürfnisse. Das hat die Pädagogik nicht nur erkannt, sondern auch entsprechend die Arbeitsweisen angepasst. In den vergangenen zehn Jahren haben sich folglich das Profil und die Anforderungen an das Arbeitsfeld „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ rasant verändert.

Heute bestimmen die Themen Gender/Genderorientierung, Inklusion, Integration, Ganztagsschulentwicklung, Interkulturalität, Kindeswohlgefährdung, Bildung und Erziehung die inhaltliche Ausrichtung der pädagogischen Arbeit in den Kinder- und Jugendeinrichtungen. Mit den „Verwahranstalten“ früherer Jahrzehnte hat das nichts mehr zu tun.

Damit haben sich auch die Anforderungen an die MitarbeiterInnen in den Einrichtungen vervielfacht. Das gilt leider weniger für personelle und finanzielle Ausstattung; hier werden eher Ressourcen abgebaut. Sparzwänge verschlechtern die Rahmenbedingungen und bilden den inhaltlichen Bedarf in der Kinder- und Jugendarbeit nicht ab.

In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Betreuung von Jugendlichen und Kindern heute. Wer in einem entsprechenden Beruf arbeitet, erfährt selten Wertschätzung. Oft kursiert das Bild der Erzieherin, die mit der Kaffeetasse in der Hand ein bisschen auf die Kinder schaut.

Ja, die Erzieherinnen und Erzieher schauen auf die Kinder. Aber mit professionellem Blick. Sie müssen erkennen, wenn sich ein Streit anbahnt, sie müssen sich einfühlen können, wenn die erste große Liebe in die Brüche geht; sie müssen erkennen, wenn ein junger Mensch in echter Gefahr schwebt – durch Gewalt zu Hause, durch Drogen, durch seelische Probleme. Erzieherinnen und Erzieher müssen jederzeit Augen und Ohren offen halten, um herauszufinden, warum sich ein Jugendlicher an den Armen ritzt oder eine Jugendliche meistens still in der Ecke sitzt.

In einer mehrjährigen Ausbildung erwerben Erzieherinnen und Erzieher die Fachkompetenz, um mit solchen Situationen professionell umzugehen. Sie lernen Grundzüge der Psychologie, didaktische Fertigkeiten, diplomatisches Geschick. Sie befassen sich mit rechtlichen Rahmen und Voraussetzungen für das Kindeswohl. Und sie lernen, wachsam zu sein, wenn etwas aus dem Ruder läuft.

Erzieherinnen und Erzieher haben eine große Verantwortung für das Wohlergehen dieser jungen Menschen. Sie müssen Eltern, Lehrer und auch Kumpel sein und dürfen dabei nie ihre Autorität verlieren. Ein Balanceakt auf einem sehr dünnen Seil – und den bewältigt man manchmal eben nur mit einem starken Kaffee und starken Nerven.

Wer mehr über die die kommunale Jugendarbeit in Bayern erfahren möchte, findet hier weitere Informationen:
Standards der kommunalen Jugendarbeit in Bayern